Schäfchen Eddi entdeckt mit dem Rollstuhl Jonsdorf
Gemeinsam los
Der kleine Löwe und seine Freunde entdecken Jonsdorf auf ganz spielerische Weise. Tauchen Sie ein in die Geschichte vom Schäfchen „Eddi“, der mit seinen Freunden eine Tagesreise nach Jonsdorf mit dem Rollstuhl erlebt. Der Behindertenverband Leipzig e.V. hat dazu ein Kinderbuch herausgegeben und beschreibt die Erlebnisse von diesem besonderen Ausflug in Jonsdorf.
Zweimal Eddy im Zittauer Gebirge
Also es gibt schon lustige Geschichten. Zu einem unserer Treffen Ende Sommer kam Eddy ganz aufgeregt mit der Nachricht: „Ich bin eingeladen von Eddy und ihr
kommt alle mit“. Ich glaube mich verhört zu haben. „Wer hat wen eingeladen?“ fragt auch Brailli. Unser Freund reicht ein Bild in die Runde. ABB „Hier das ist das
Schäfchen Eddy. Es wohnt im Zittauer Gebirge. Der Ort heißt Jonsdorf. Dort wartet es auf unseren Besuch.“
Im Augenblick herrscht unter uns Ratlosigkeit. Eddy legt einen Brief auf den Tisch. Darin ist wirklich eine Einladung für unsere ganze Gruppe. In Jonsdorf fand eine
Lesung zu unserem Buch „Der kleine Löwe und seine Freunde“ statt. Einige Zuhörer wurden auf uns neugierig, was wir machen und wie wir uns verständigen. Deshalb
beschlossen sie, uns einzuladen. Für unsere Reise war schon vieles vorbereitet. Mit dem Zug von Leipzig nach Dresden Hauptbahnhof, dort müssen wir umsteigen in
den Trilex nach Zittau. Von Zittau aus fährt eine Schmalspurbahn. Wir müssen aber ein weiteres Mal umsteigen, um nach Jonsdorf zu gelangen.
Übernachten werden wir im Haus Gertrud, einer barrierefreien Ferienstätte. Nachdem wir den Brief gelesen haben, sind nun alle Feuer und Flamme. Mir kommt
allerdings die Zugfahrt schon etwas abenteuerlich vor. Tobi zerstreut meine Bedenken, da wir bereits auf unserer Fahrt vor ein paar Wochen nach Dresden gute
Erfahrungen mit der Deutschen Bahn gemacht haben. Na gut, also auf ins Zittauer Gebirge. Jetzt hat Brailli noch eine Idee. Wenn wir schon mal dort sind, reisen wir
gleich weiter nach Görlitz. „Oh prima, da wollten wir ja auch schon lange hin“ freue ich mich. „Warum heißt das Schäfchen wie unser Freund?“ will Borstel wissen. Brailli erkundet
dazu im Internet: Eddy ist das kleine Schäfchen, das in Jonsdorf die Besucher auf die besonders sehenswerten Dinge hinweist. Es ist aus der Herde vom Schäfer Jonas,
von dessen Namen auch die Ortsbezeichnung Jonsdorf abgeleitet wurde.
Aus Erfahrung wissen wir, dass wir bei Bahnfahrten wegen meines Rollstuhles die Fahrt in der Mobilitätszentrale der DB anmelden müssen. Sonst kann es Schwierigkeiten beim Umsteigen geben. Diesmal bereitet uns die Anmeldung schon einige Mühe, durch die Weiterfahrt mit dem TRILEX. Nachdem das Problem gelöste war, wurde gepackt.
Die Zugfahrt von Leipzig nach Dresden kannten wir. Auf dem Dresdner Hauptbahnhof warteten schon die Servicemitarbeiter von der Mobilitätszentrale um mir beim Umsteigen zu helfen. Von Dresden aus geht´s mit dem TRILEX weiter. Ein komischer Name für einen Zug. Mit seinen grünen und gelben Streifen gefallen uns die Wagen in Niederflurbauweise. Zusätzlich kann an den Haltestellen eine Rampe für Rollis und Kinderwagen angelegt werden. Ohne Probleme kommen wir in Zittau an. Da wir uns angemeldet haben, klappt auch die Hilfe beim Umsteigen in die Schmalspurbahn. ABB Von dieser sind wir wirklich begeistert. Die Schmalspurbahn hat eine Dampflok. Liesa freut sich, weil die Bimmelbahn schön aussieht. Ich freue mich, weil die Züge alle einen Hublift haben, sogar für schwere Elektro-Rollstühle. Dieser Lift ist beidseits am Waggon nutzbar, unabhängig von der Bahnsteigseite und –höhe. Das ist seit 10 Jahren einmalig für Schmalspurbahnen in ganz Sachsen, erklärt uns ein stolzer Bahnarbeiter. Eddy und Borstel wollen unbedingt in den offenen Wagen steigen, aber da komme ich nicht hinein. Wir trennen uns und die anderen fahren mit in meinem Wagen. Hoffentlich stellen die beiden keine Dummheiten an.
Zu Beginn der Fahrt rufen sie sich gegenseitig übertönend „Hallo“. Eddy geht jetzt die Puste aus. Borstels Talker ist sehr laut gestellt und ruft mit Begeisterung immer noch.
Im Zug lernen wir eine Gruppe Rollstuhlfahrer aus einem Leipziger Wohnheim kennen. Die fährt nach Oybin und kann im Zug bleiben. Wir müssen in Bertsdorf raus
und in die Bahn nach Jonsdorf einsteigen. Aufpassen müssen wir, damit wir das Aussteigen nicht verpassen. Schon an der nächsten Haltestelle will uns der Eddy aus
Jonsdorf abholen. Weil die Endhaltestelle Bahnhof Jonsdorf einen zu steilen Zu- bzw. Abgang hat. Unser Gastgeber meint, das es mit Hilfe und kräftigem Schieben mit
einem Rollstuhl schwer zu bewältigen ist. Nach weniger als 10 Minuten sehen wir Eddy schon. Er steht an der Haltestelle und winkt mit einem großen Tuch. Nach
dem Aussteigen schließt sich eine freudige Begrüßung an. Tobi übersetzt für Liesa. Ich befürchte, bei den zwei Eddys gibt es für meine Freundin einige Verständigungsbzw. Verwechslungsprobleme. Irgendwie muss sich das auch der Eddy aus Jonsdorf gedacht haben. „Für Liesa bin ich das Schäfchen“ bietet er an. Wir müssen alle
lachen und verstehen uns auf Anhieb.
Eigentlich sind wir von der Reise ganz schön geschafft, aber jetzt geht’s sofort ins Schmetterlingshaus. Liesas Begeisterung steckt uns alle an und mit frohem Mut ziehen wir los.
ABB Das Schmetterlingshaus ist eine große Halle in der die Schmetterlinge frei herumfliegen. Wir staunen, wie groß und bunt sie sind. Über 200 Schmetterlinge gibt
es hier, aber auch Schlangen und Frösche. Es ist sehr warm in der hellen Halle. Oh, ich sehe ein riesiges Aquarium. Weil Brailli die Schmetterlinge nicht sehen kann, wird
er von einem Mitarbeiter des Hauses in die Puppenstube eingeladen. Eddy will mit Liesa auch in die Puppenstube. Na ich glaube, Eddy denkt dabei an etwas ganz
anderes, als es zu sehen bekommt. „Das soll eine Puppe sein?“ Er fühlt sich veralbert. Brailli darf sogar eine große Puppe in die Hand nehmen und diese genau befühlen.
Eine Mitarbeiterin übergibt sie unserem Freund ganz vorsichtig. Brailli erklärt Eddy, dass dieses Ding in seiner Hand wirklich Puppe heißt und diese vorher eine Raupe
war. Aus dieser Puppe schlüpft dann ein Schmetterling. Eddy staunt. Ich rolle lieber weiter, es gibt noch so viel zu entdecken. Wieder draußen bin ich froh an der frischen Luft zu sein. Im Schmetterlingshaus war es wie in den Tropen, sehr warm mit feuchter Luft. Die anderen atmen auch tief ein.
Jetzt haben wir großen Hunger und wollen endlich in unsere Unterkunft. Wieso heißt ein Haus eigentlich Gertrud? Ich habe meine Gedanken gar nicht laut ausgesprochen, da erzählt Eddy aus Jonsdorf vom „Haus Gertrud“. Es war das Elternhaus von Frau Gertrud Hantschke. Bereits 1953 hat diese Frau, genannt „Tante
Gertrud“ ihr christliches Haus für Urlauber vermietet. Später wurde das Haus durch Neubauten ergänzt und 2007 barrierefrei gestaltet. Endlich angekommen, werden wir sehr nett empfangen. Unsere Zimmer sind im Neubau im 1. Obergeschoss. Es gibt einen Aufzug. Liesa erhält als Mädchen ein Einzelzimmer. Brailli und Eddy schlafen bei mir. Das hat ja im Erholungszentrum Grünheide prima geklappt. Das Zimmer von Tobi und Borstel ist gleich neben an. Zum Abendbrot grillen wir auf der großen Terrasse. Wir essen alle mit großem
Appetit. Unser Eddy erzählt Borstel noch von der ebenerdigen Dusche im barrierefreien Bad. „Das Wasser läuft nicht ins Zimmer, auch wenn kein Rand bei der Dusche ist. Das hat er ausprobiert“ erzählt er wichtigtuerisch. Ich grinse in mich hinein, weil ich mich an Eddys damaliges Theater vor dem Duschen erinnere.
Nach dem Essen planen wir unseren nächsten Tag. Wir wollen durch den Ort wandern. In Jonsdorf gibt es viele gepflasterte und gut ausgeschriebene Wege. Nach dem Mittagessen lädt der Gondelteich die anderen zu einer Bootsfahrt ein. Ich werde wohl mit Brailli derweil am Bootssteg warten bis wir alle ins Café am Ufer zum Eisessen gehen.
Am nächsten Tag steht ein Besuch der Weberstube und des Bauerngartens auf dem Programm. Uns fällt es schwer, aus den verschiedenen Freizeitangeboten auszuwählen. In der Waldbühne besuchen wir am letzten Nachmittag noch einen Chorauftritt. Dass wir im Gebirge sind, ist bei unseren Unternehmungen im Ort ganz schnell zu merken. Es geht rauf und runter. Manchmal geht es ohne Hilfe für mich nicht weiter. Aber ich habe ja meine Freunde mit.
Schade, das Wochenende verging viel zu schnell. Was hätten wir noch alles hier erleben können. Vielleicht fahren wir bald wieder ins Zittauer Gebirge.
Jetzt geht’s erst einmal nach Görlitz.